Gedanken zum Marketing (1)
Alle tun es. Oder zumindest sagen alle, das man es tun muss. Was ja nicht hundertprozentig das selbe ist. Man könnte mir unterstellen, dass schon allein diese Tatsache Grund genug sei, dagegen zu sein. Aber das stimmt nicht. Ich habe es versucht. Ehrlich versucht. Aber alles in mir sträubt sich dagegen. Dann kann es doch nicht gut sein, oder? Man sollte doch zumindest ein wenig Spaß an dem haben, was man tut? Jetzt könnte man einwenden, den habe ich ja in meinem Brotberuf auch nicht immer und das stimmt in letzter Zeit sogar immer öfter. Aber darum heißt er ja auch Brotberuf. Und nicht Spaßberuf. Irgendwann hat das sogar einmal einigermaßen zusammen gepasst, aber die Wege gingen immer weiter auseinander. Aber das ist eine andere Geschichte.
Heute spreche ich von Marketing. Das hat zwar auch wieder ein wenig mit meinem Brotberuf zu tun, weil mein Chef mir dort einmal gesagt hat, ich verkaufe mich nicht gut genug. Was mich jetzt über diesen Umweg doch wieder zum Ursprungsthema bringt. Ich bin ein introvertierter Mensch. Ich schreibe lieber als ich rede. Deswegen habe ich ein Buch geschrieben. Eigentlich sogar schon zwei. Oder zweieinhalb. Wäre ich ein extrovertierter Mensch, hätte ich meine Trennungsgeschichte vielleicht in einem Kabarettprogramm verarbeitet. Oder mich als Singer Songwriter ausgedrückt. Ich schreibe aber gern. Auch und ganz besonders an meinen Lebensbrüchen. Dann fließt es förmlich aus mir heraus, ohne dass ich es verhindern könnte.
Meine Auswanderungsversuch nach Ägypten mit Mann und Baby war so ein Lebensbruch, den ich in meiner Kurzgeschichte verarbeitet habe:
Deswegen habe ich auch schon mal einen Blog geschrieben. 2011 ließ ich in desperateworkingmum.worpress.com all meinen Unmut über eine berufliche Degradierung entweichen. Und weil mir das so viel Spass gemacht hat und ich die Kommentare so sehr genossen habe, wurde das ganze dann auch ein wenig ausgeweitet um Anekdoten über das Familienleben. Schließlich ging es um eine Mom und die erlebt ja mehr als nur Arbeit.
Ein Jahr später blieb der Blog dann leider verwaist, weil ich statt der kleinen Alltagssorgen richtige Probleme bekam. Die ich dann zwölf Jahre später in meinem Memoir Trennung al dente verarbeitet habe.
Wollte ich nicht eigentlich über Marketing schreiben? Beim Schreiben kann ich so schön abschweifen, wie es mir sprechenderweise niemals gelingen würde. Meine Freunde bezeichnen mich als ruhig, während meine Tastatur eine richtige Plaudertasche zu sein scheint.
Eigentlich bin ich ja doch schon mittendrin im Thema. Denn warum sollte ich jetzt Werbung für mein Buch machen, und vor allem wo und wie? Als desperateworkingmum bloggenderweise meine Erlebnisse in die Welt zu posaunen hat mir doch so viel Freude bereitet, niemals wäre ich damals auf den Gedanken gekommen, damit etwas verdienen zu wollen, obwohl es durchaus vergleichbare Blogs mit diesem Hintergrund gab.
Und beim Blog habe ich mich noch nicht einmal komplett schreibenderweise verausgabt. Ich habe sogar schon einmal ein ebook geschrieben. Eines, das mir heute ehrlicherweise ein wenig peinlich ist. Ich wollte es eigentlich verschenken, aber der Mindestpreis auf KDP war 99 Cent. Das erschien mir gerade noch angemessen. Ich versah es mit einem selbst geschossenen Foto als Cover. Das war mein erstes Memoir bevor ich überhaupt wusste, was ein Memoir ist. Ich habe darin ein Problem aus meiner Welt beschrieben und meinen persönlichen Umgang damit und den Versuch es zu lösen. Und ich wollte Menschen mit ähnlichen Problemen damit Mut machen. Genauso wie mein Blog offensichtlich einen Nerv vieler anderer Mütter getroffen hat, wie ich den aufmunternden Kommentaren entnehmen konnte.
Leider blieb mir nach Veröffentlichung meines ersten ebooks weder Zeit noch Muße, sein weiteres Schicksal zu verfolgen, weil statt der bisher beschriebenen Sorgen ja richtige in mein Leben getreten waren. Vielleicht verrate ich euch irgendwann einmal Pseudonym und Titel des ebooks.
Erst als ich mein Trennungs-Memoir „Trennung al dente“ fertig geschrieben hatte, wagte ich es, die 69 Rezensionen meines ersten ebooks zu lesen. Etwas spät, könnte man jetzt einwenden, denn ein paar Monate vorher hätte ich vielleicht noch etwas daraus lernen können für mein neues Projekt. Aber damals hatte ich noch nicht an eine Veröffentlichung gedacht. Der Gedanke setzte sich erst nach und nach fest und ließ sich nach der ersten Testleserin nicht mehr vertreiben. Danach begann ich mich auch für das Schicksal meines ersten ebooks zu interessieren. Über 1000 Menschen hatten es gekauft. Ich war erstaunt und dankbar. Und 69 Menschen haben sich doch tatsächlich die Mühe gemacht, eine Rezension zu verfassen. Ich war begeistert und dankbar. Für die guten und auch für die weniger guten, denn aus denen konnte ich tatsächlich etwas lernen.
Und kurz vor Ende meines Posts komme ich jetzt auch zum angekündigten Thema. Ich schreibe gern. Und manche Menschen mögen mein Geschriebenes. Aber ich verkaufe mich nicht gern und wie schon mein Brotberufs-Vorgesetzter festgestellt hat, tue ich das auch nicht gut. Und trotzdem will/soll ich für mein neues Buch Marketing machen. Warum eigentlich, wenn mir doch früher auch das Schreiben aus Spaß an der Freud gereicht hat?
An irgendeinem Punkt hatte ich das Bedürfnis, aus meinem neuen Buch etwas ganz Besonderes zu machen. Ich wollte ihm ein Lektorat gönnen, damit es aus meinem persönlichen Dunstkreis heraustreten und aus einer anderen, professionellen Sichtweise heraus überprüft und verbessert werden kann. Genauso wie für mein erstes ebook hatte ich zwar auch eine Idee für das Cover im Kopf, aber ich scheiterte an der Umsetzung. Schließlich bin ich keine Designerin. Mein Buch, das den Menschen Freude bereiten soll, das sie unterhalten, zum Lachen bringen und Mut machen soll, hatte etwas Besseres verdient. Ich vertraute es einer Coverdesignerin an und war begeistert vom Ergebnis.
Beim Einarbeiten der Anmerkungen aus dem Lektorat sind mir sicher wieder Fehler unterlaufen und das wollte ich meinen Leserinnen zur zumuten also unterzog ich es auch noch einem Korrektorat. Ich lud mir kostenfreie Vorlagen für Buchsatz mit Word herunter und probierte damit herum. Das Ergebnis befand ich aber nicht für würdig für mein Buch. Jetzt hatte ich eine Lektorin am Text schleifen lassen, eine Coverdesignerin hat dafür gesorgt, dass der erste Blick auf ansprechende Weise etwas über den Inhalt aussagt, eine Korrektorin hatte die Fehler ausgemerzt und dann soll ich es mit so einem selbst gemachten Buchsatz auf die Reise schicken, der aussieht, als stamme er von einem Menschen ohne besonderes Talent oder Begeisterung für Buchsatz? Das brachte ich nicht übers Herz. Und so addierten sich die Kosten, die ich einerseits gerne bereit war vorzuschießen für mein Herzensprojekt. Andererseits wäre es natürlich fein, wenn sie durch den Verkauf wieder hereinkämen und mir weitere Herzensprojekte ermöglichten.
Und ausserdem – ich möchte ja Menschen mit meinem Buch berühren, ihnen Mut machen und sie zum Lachen bringen. Wie sollte das gehen, wenn niemand das Buch kennt? Dann also doch Marketing. Und jetzt doch zum Anfangsthema. Soll ich auf Instagram oder soll ich nicht?