Humorvoller Entwicklungsroman mit Niveau

Julias Leben ändert sich schlagartig, als sie entdeckt, dass ihr Mann eine Affäre hat. Sie kämpft um den Erhalt der heilen Familie. Doch als ein Italiener in ihr Leben tritt, der sie mit Amore und Spaghetti verwöhnt, droht ihr Leben endgültig ins Klischee zu kippen. 

Viele Fragen tauchen auf: Was will sie eigentlich? Was ist das Beste für die Familie? Wie wichtig darf (soll) sie sich selbst nehmen? Plötzlich meldet sich auch noch eine alte Flamme bei ihr, was die Sache auch nicht unbedingt einfacher macht. Wird Julia ihren Weg zwischen amore, alter Liebe und heiler Familie für sich finden?

Wenn du gerne Geschichten über Frauen liest, deren Leben im Umbruch ist, in denen du mit der Heldin mitleiden, mitlieben und mitlachen und erleben kannst, wie sie an ihren Herausforderungen wächst, dann freue ich mich, dich hier auf eine Lesereise einladen zu dürfen.

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Amazon-Rezensionen:

„Eine persönlich und reflektierend erzählte Geschichte, die einen inneren Entwicklungsprozess beleuchtet und die Leser*innen teilhaben lässt an Julias Reise zu sich selbst. Absolut lesenswert!“

„Das ist ein hervorragend aufgearbeiteter Blick ins Leben. Manchmal mag man die Protagonistin streicheln, umarmen, manchmal doch heftig schütteln. Irgendwo ist es ein Lehrbuch wie man es machen kann – oder vielleicht besser nicht. Ein unbedingt empfohlener Lesestoff für Anfänger und Fortgeschrittene.“

„Die Geschichte ist emotionsreich erzählt und versteckt zugleich kleine wichtige Botschaften, die das Leben lebenswerter machen. Eine gewisse Tiefe schwingt hier sehr schön mit und so manche kleine Botschaft ist hier geschickt versteckt. Familie, Liebe und viele Fragen, die sich im Leben stellen, warten hier auf Antworten. Wie entscheidet man sich? Welche Optionen hat man? Manchmal ist man ganz nah bei den Protagonisten, manchmal würde man sie am liebsten schütteln und manchmal wäre man gern noch länger bei ihnen.“

Leseprobe

Diplomatie

An meinem nächsten geliebten Freitagvormittag genieße ich meinen Cappuccino in Antonios Lokal. Die Herbstsonne hat ein paar Schaufensterbummler in die Fußgängerzone gelockt. Mein Gefühlsstrudel hat sich weitgehend gelegt. Ich weiß zwar immer noch nicht, wie es mit mir, meinem Mann, der Familie, meinem Geliebten und Martins Geliebter weitergehen soll. Aber das vertage ich einstweilen und genieße den Kaffee, die Musik, das Gefühl, dem Alltag entrückt zu sein. Leider scheint Antonio heute etwas zu bedrücken. Als Freund großer Spontaneität ist es sonst nicht seine Art, aus seinem Herzen eine Mördergrube zu machen.

Er poliert ein Weinglas, als er mit der Sprache herausrückt. „Martino hat gestern hier gegessen.“

Das ist es also. Offensichtlich hat er damit gerungen, ob er mir davon erzählen, mir die Laune verderben soll.

Natürlich hat mein Noch-Ehemann nicht alleine hier das sechsgängige Menü vertilgt. 

Die Welle rollt wieder an.

Ich bereite meinen Aufbruch vor unter dem Vorwand, ich müsse die Kinder heute früher von der Schule holen. 

„Müsse ein wenig diplomatisch sein.“ Antonio will mich offensichtlich davon abhalten, etwas Unüberlegtes zu tun. 

Ich küsse ihn zum Abschied und verlasse das Lokal in Richtung Fußgängerzone, gehe aber an der Abzweigung zum Parkplatz vorbei und weiter Richtung Liebigstraße. Wie ferngesteuert bewege ich mich durch die Straßen, nehme keine Passanten wahr, verfolge keinen Plan. Es geht mich, so wie man im Autogenen Training lernt „es atmet mich“. 

An der Praxis läute ich und trete in das Treppenhaus, als die Tür geöffnet wird. Ich steige die Stufen hinauf in den ersten Stock, öffne die Tür zur Praxis, trete an den Empfangstresen. „Wer ist die Frau, die mit meinem Mann schläft?“, bringe ich mit bebender Stimme hervor.

Die junge Sprechstundenhilfe klappt den Mund auf und eine Weile nicht mehr zu. Es ist Freitagmittag, in Kürze wird die Praxis schließen, der Warteraum hat sich bereits geleert. Da mache ich einmal in meinem Leben eine filmreife Szene und dann habe ich nicht einmal Publikum.

Mittlerweile hat sich die Sprechstundenhilfe wieder gefangen. „Gehen Sie gleich durch, der Herr Doktor ist gerade frei“, fordert sie mich mit einem gequälten Lächeln auf. 

Ich habe durchaus Verständnis dafür, dass sie sich nicht weiter mit mir beschäftigen will. Was habe ich erwartet? Dass sie beginnt, in den Patientenakten zu wühlen, und mir Namen und Krankengeschichte von Martins Freundin vorlegen wird?

Ich befolge die Aufforderung und wende mich brav zum Gehen, durchquere den Warteraum und einen kleinen Flur, bevor ich, ohne anzuklopfen, das Behandlungszimmer mit der Aufschrift „Dr. Landers“ betrete. Auch der Partner der Praxisgemeinschaft ist bereits im Wochenende. Es ist wirklich ein denkbar schlechter Zeitpunkt für eine Szene. Oder ein guter, je nachdem.

Martin thront in weißem Polohemd und weißer Hose hinter seinem Schreibtisch und springt sofort auf, als er mich sieht. Offensichtlich ist er bereits vorgewarnt worden. „Da hast du etwas völlig falsch verstanden“, sagt er in seinem salbungsvollen Ton. Der ist für Auseinandersetzungen bestimmt, bei denen das Temperament mit mir durchgeht. Er ist dabei die Ruhe in Person, was mich meist noch weiter die Palme hinauftreibt.

Diesmal ist es nicht nur der Ton, der mich fassungslos macht. Seit der Entdeckung der Affäre habe ich schon den Eindruck, im Klischee zu leben, aber dieser Text wirkt wie frisch aus einer billigen Vorabendserie importiert.

Ich schaue keine Vorabendserien, daher ist mir mein Teil des Textes jetzt nicht geläufig. Ich habe keine Ahnung, was ich darauf sagen soll. Ich habe nicht einmal Ahnung, was ich mit dem Auftritt überhaupt bezwecke. Den habe ich ja auch nicht aktiv geplant, meine durchgeknallte Fernsteuerung hat mich hierhergeführt. Wortlos drehe ich mich um und verlasse die Praxis. 

Ich gehe durch die Fußgängerzone zum Auto und fahre nach Hause. Unterwegs leuchtet rechts der Straße eine Ansammlung von Kürbissen. Ich halte an, wähle einen schönen Hokkaido aus und werfe eine 2-Euro-Münze in die kleine Kassa. Die Verrichtungen holen mich wieder in den Alltag zurück, beruhigen mich ein wenig. Ich freue mich auf ein gemütliches Mittagessen.

Die Kinder haben das schöne Herbstwetter genutzt, um mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren und sind noch nicht zurück. Als die Suppe für das Risotto auf dem Herd blubbert, höre ich sie bereits in der Einfahrt. Immerhin habe ich einen Teil meiner Fassung wiedererlangt. Den Rest der Emotionen lasse ich am Kürbis aus. Wütend schlage ich mit dem großen Küchenmesser auf den Hokkaido ein und reagiere an dem unschuldigen Gemüse meine Wut ab.