Jeder Mensch ist anders. Jede Beziehung ist anders. Jede Trennung ist anders. Daher gibt es keine allgemein gültigen Tipps gegen Trennungsschmerz. Was dem einen hilft, kann für den anderen die Qual verstärken. Jeder muss für sich selbst den passenden Weg finden. Hier findet ihr Strategien, die mir geholfen haben und vielleicht ist ja was für euch dabei
1. Schreiben
Welch Überraschung. Wenn ich hier schon einen Blog schreibe, so wird mir das ja wohl einigermaßen Spass machen. Und was Spass macht, ist immer gut, auch und besonders, wenn es einem nicht so gut geht. Schreiben ist für mich Balsam für die Seele in so gut wie jeder Lebenslage. Schon als Teenager habe ich meine Gedanken in einem Tagebuch schweifen lassen, damals noch auf Papier, an dessen Rand sich viele Herzchen fanden, manche auch mit einem Sprung oder von einem Pfeil durchbohrt. Da ich nicht gern mit der Hand schreibe (und das nachher auch nicht mehr lesen kann), schreibe ich mein Tagebuch jetzt am Laptop. Manchmal sogar am Handy mit einer externen USB-Tastatur, wenn ich im Bus schreibe. Durch Schreiben kann ich mich an einen anderen Ort beamen, wenn mir der gegenwärtige grad nicht behagt. Was im Bus öfter mal der Fall ist.
Auch während meiner Trennung und Scheidung habe ich Tagebuch geschrieben. Das ist war an den Anfängen dieser Ereignisse dermaßen schmerzerfüllt, dass ich es nicht als Basis für mein Buch „Trennung al dente“ benutzen mochte. Ich wollte es nicht einmal mehr lesen. Viel zu traurig. Statt dessen habe ich die Trennung aus der Sicht meines heutigen Ich beschrieben. Hier kannst du mehr über das Buch erfahren, in dem ich die Geschichte meiner Trennung beschreibe:
2. Lesen
Das ist schon etwas schwieriger als Schreiben. Mit spannenden Geschichten kann ich mich zwar auch an einen anderen Ort und in eine andere Zeit beamen, aber dafür brauche ich das Geschriebene als Transportmittel. Während meiner Trennung fiel es mir schwer, jegliche Art von Liebesgeschichte zu ertragen. Das engte die Auswahl enorm ein. Zurück blieben Krimis, die ich vorher eigentlich nicht so mochte. Die Vorliebe habe ich aus dieser Zeit beibehalten.
Was ich aber in herausfordernden Zeiten gerne lese, sind Ratgeber aller Art. Manche lese ich zu Ende, andere nicht. Manche befolge ich sogar. Zumindest teilweise. Eine Auswahl der Ratgeber, die mir geholfen haben, findet ihr hier: Herzschmerz, Trennung und Seitensprung: 5 Bücher, die mir geholfen haben.
Am Anfang meiner Trennungsgeschichte wußte ich ja noch nicht, ob mir wirklich eine Trennung bevorsteht, oder ich „nur“ einen Seitensprung zu bewältigen habe.
Noch lieber als Ratgeber lese ich aber persönliche Geschichten, um zu erfahren, wie es anderen dabei ergangen ist. Erstaunlicherweise habe ich nicht viele dazu gefunden. Obwohl es ja eigentlich statistisch gesehen fast die Hälfte der Frauen betreffen sollte. Unter anderem deswegen musste ich meine Trennungsgeschichte aufschreiben. Man soll ja das Buch schreiben, das man selber gerne lesen würde.
3. Austausch
Zuerst wollte ich hier „Freunde“ schreiben, aber das stimmt für mich persönlich nur bedingt. Erstens hatte ich am Anfang meiner Trennungsgeschichte kaum welche – vielleicht gibt es ja auch andere Frauen, die während einer langjährigen Beziehung ihre Freundschaften vernachlässigten. Ich gehe aber davon aus, dass die meisten Frauen diesbezüglich klüger sind als ich. Das Zusammensein mit Pärchen ist für mich als Frisch-Getrennte auch nicht unbedingt hilfreich. Manchmal hat man das Glück (für die Freundin ist es dann allerdings Pech), eine Freundin in ähnlicher Lebenslage zu haben. Dann kann man stundenlang zusammen die Gedanken und Handlungsstränge sezieren und gemeinsam nach Bewältigungsstrategien suchen.
Was mir besonders hilft, ist eine Mischung aus Schreiben und Lesen. Ich liebe Foren. Für jede Lebenslage finde ich Foren mit Gleichgesinnten, während ich meist nicht für jede Lebenslage Freunde mit genau den gleichen Problemen habe. Dort liest man Geschichten, die zumindest zum Teil der eigenen ähneln und das Gefühl „ich bin nicht allein“ kann ein sehr heilsames sein. Die eigene Geschichte dort zu teilen, kann auch sehr heilsam sein. Und meist findet man sogar Zuspruch oder Tipps dafür. Foren sind für mich die ideale Kombination aus Lesen und schreiben.
Wenn ihr das auch so seht, dann soll mein Buch „Trennung al dente“ auch so etwas wie ein Forum für euch sein. Ihr könnt meine Geschichte lesen und ich freue mich, wenn ihr eure Sichtweisen oder Erlebnisse dazu mit mir teilt.
4. Neues
Nach so viel Bauchnabelschau mit Schreiben, Lesen und Austausch über das Vergangene ist es Zeit, den Blick nach vorne zu richten. Manchmal reichen für mich hier schon Kleinigkeiten. Ich mache andere Dinge als mit meinem Ex-Partner oder ich mache Dinge anders als mit meinem Ex-Partner. Da mein Mann immer strikt gegen die Anschaffung eines Haustieres war, ist in der Woche nach seinem Auszug unser Kater Simba eingezogen. Dieses neue Familienmitglied brachte viele Veränderungen des Alltags und viele neue Erlebnisse mit sich. Natürlich kann oder möchte sich nicht jede und jeder ein Haustier zulegen. Auch der oft zitierte und trivial klingende Rat eines neues Hobbys kann zumindest zeitweise beinahe Wunder wirken. Beim Klettern muss ich mich komplett auf den nächsten Zug fokussieren, alles andere ist ausgeschaltet. Das gleiche gilt für Musik. Und bei manchen Hobbys kann man auch neue Menschen kennen lernen.
Manchmal haben mich auch ganz triviale Veränderungen mit Genugtuung erfüllt. Zum Beispiel wenn ich die Markise über Nacht unten lasse, während mein Mann immer penibel darauf bestanden hat, dass sie am Abend hochgekurbelt wird. Oder den Geschirrspüler auch mal eingeschaltet habe, bevor er komplett überladen war. Ich hatte auch mit den Gedanken an eine neue Wohnung gespielt, aber da hab ich mich den Wünschen der Kinder gefügt. Jede Trennung ist unterschiedlich und birgt unterschiedliche Möglichkeiten, für sich Neues zu entdecken.
5. Ziele
Das ergibt sich manchmal aus dem Neuen, steht für mich aber in einem größeren Kontext. Meine Seele mag es, wenn ich mir Ziele setze, auf die ich hinarbeite und die ich dann auch erreiche. Nach einer Trennung sind es vorzugsweise Ziele, die mit dem Partner nicht möglich waren, oder wo ich mich gegen seine Wünsch hätte durchsetzen müssen.
Die Besteigung eines bestimmten Berges ist für mich so ein Ziel. Ich arbeite monatelang an meiner Kondition, um das Ziel zu erreichen. Oder eine bestimmte Reise mit aufwändiger Planung und Vorbereitung. Nach meinen Trennungen habe ich mir meist eine Liste gemacht mit fünf Dingen, die ich erreichen möchte und auch den Zeitpunkt dazugeschrieben, wann ich es spätestens erreicht haben möchte. Dazu gehörte bei mir zum Beispiel auch „Freunde zu Essen einladen“, was für andere ein ganz alltäglicher und trivialer Vorgang sein mag. Jeder Mensch ist anders und somit sind auch seine Ziele anders.